Montag, 23. Februar 2009

Wozu politikerInnen ohne parteien?

damit nicht immer die gleichen die öffentliche debatte führen!


Eine Replik auf Chorherrs Frage wozu eigentlich Parteien?


Wie so oft, der Gedanke wirkt bestechend, die Formulierung ist prägnant provokant, die Debatte findet öffentlich statt.

Schade, die seriöse Auseinandersetzung mit der politischen Kernfrage „Wer soll in unserer Demokratie das letzte Wort haben?“ wäre spannend. Die Zuspitzung „Wozu brauchen wir eigentlich Parteien?“ ist grundlegend falsch. Parteien wählen ja nicht nur Listen, sie erfüllen auch die eine oder andere wichtige Aufgabe in einer Demokratie, wie etwa die Formulierung, Organisation, Kontrolle und Vermittlung von politischen Entscheidungen für das Gemeinwohl.

Einiges spricht für die Aufwertung der Vorzugsstimmen. Der/die einzelne PolitikerIn würde sich mehr unters Volk mischen, präsenter sein und engagierter für sein/ihr Mandat kämpfen. Anstatt parteiintern wahlzukämpfen, wären die VolksvertreterInnen wieder da wo sie hin gehören - mit dem Ohr und Herz in der Bevölkerung. Mehr WählerInnen könnten erreicht werden, mehr Menschen für Politik interessiert werden – natürlich vorrausgesetzt die KandidatInnen sind interessant und nicht zu lästig.

Doch was ist die Kehrseite der Medaille, einer Demokratie ohne Parteien und einer Unzahl von EinpersonenwahlkämpferInnen? Erfolgreich wäre, wer Charisma gepaart mit Medientauglichkeit und vor allem einen ausreichend großen finanziellen Background hat. Gesponserte SelbstdarstellerInnen und Lobbyisten wären dann am Ruder. Castingshows a la „Austria sucht den nächsten Bundeskanzler“ um attraktive Gesichter als Botschafter für gewisse Anliegen zu finden, fern der Realität?

Dementgegen könnte man behaupten, dass die WählerInnen diese gesponserten Gesichter durchschauen würden. In Anbetracht der österreichischen Medienlandschaft und zwar inklusive und trotz der neuen Medien ist das schwer zu bezweifeln. Blogs, Foren, Facebook - alles schön und gut, wesentlich ist allerdings ob alle Wahlberechtigten hier Zugang haben. Oder sollen nur blogger, chatter, twitter die Wahlberechtigung erhalten?

Auch das „prächtige Chaos“ vor Abstimmungen ohne „Parteizwang“ (gibt’s den so wirklich?) im Parlament erscheint charmant, doch fern jeder Realität. Aushandlungsprozesse, die zuvor schon in den Parteien stattgefunden haben, würde es zu hunderten geben müssen. Beschlussfassungen würden ewige Verhandlungen vorausgehen, der Parlamentarismus wäre zwar optisch lebendig, aber extrem langsam und letztlich entscheidungsunfähig.

Abschliessend also nochmals zur Frage: Wozu Parteien? Ganz einfach: Gemeinsam ist man stärker. Sich auf Grundwerte zu einigen, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und sich dabei gemeinsam zu organisieren, bedeutet eine Weiterentwicklung des Einzelkämpfertums, hin zu, nenn es „Partei“. Was ist so schlecht daran? Und hier sind wir wohl bei der wahren Kernfrage, wieso verlieren immer mehr Menschen das Vertrauen in Parteien, selbst langjährige Politiker?

Fazit: „Damit die WählerIn/der Wähler das letzte Wort hat“ und sich auch wieder mehr für Demokratie begeistert, machen erweiterte direkte Wahlmöglichkeiten Sinn, allerdings nur dann, wenn sie eingebettet in Wertegemeinschaften, offensichtlich stark reformbedürftigen „Parteien“ gegeben werden.

Ja,

so ist es! Die Basisdemokratie-Debatte darf nicht in Beliebigkeit münden. Da trifft Dein Beitrag genau auf den Punkt.

Barbara Neuroth (Gast) - 24. Feb, 09:17

EinzelkämpferInnen vs. TeamspielerInnen

Schliesslich könnten Parteien auch von EinzelkämpferInnen profitieren, die vielleicht pointierter formulieren, für sich oder mit der genialen MitdenkerIn gemeinsam ein Projekt/eine Idee ausarbeiten ünd über Medienkanäle an die Öffentlichkeit spülen (spielen ;-) Wäre doch zu schön, spielt es aber nicht, denn dann wären sie ja doch TeamspielerInnen, die den Strang in die selbe Richtung wie die Partei ziehen?

Auslöser für solche Debatten sind eigentlich immer irgendwelche enttäuschte Häuptlingsallüren. Komisch, das ist mir noch nie bei Frauen untergekommen ?

Barbara

sg (Gast) - 24. Feb, 21:00

Wozu politikerInnen ohne parteien?

ganz einfach:

damit so etwas nicht möglich wird

http://www.youtube.com/watch?v=mQHpkwuwZ3E

kann jemand die echtheit dieses videos bestätigen!?

ich bin an sich ein toleranter mensch, aber irgenwann hört sich der spaß auf

was kann man tun, damit dieser t*****l zurücktritt!?

unfaßbar

hannes.s - 26. Feb, 15:10

Wider der Parteienherrschaft

Liebe Frau Gretner,

Ihrem Beitrag muss ich leider entschieden widersprechen:

1. Die Parteien stehen leider zu sehr im Vordergrund in Österreich, nur die Parteispitzen sind der Allgemeinheit bekannt. Wer aller für eine Partei im Parlament sitzt, entzieht sich der grösseren Mehrheit, wenn sie sich nicht gerade Parlamentsdebatten im Fernsehen anschaut.

2. Der Parteizwang (oder auch Klubzwang) ist entgegen Ihrer Infragestellung das wohl größte Übel in der österreichischen Politik und die Parteichefs pochen mit größter Vehemenz auf dessen Einhaltung. Und all die unbekannten Parlamentarier ohne direkte Unterstützung einer Wählergemeinde müssen sich dem unterordnen, ansonsten werden sie Opfer der parteipolitischen Säuberungen ( = Position auf der Liste, auf der sie unwählbar bleiben oder ganz von der Liste).

3. Genau die Aushandlungsprozesse der Parteien sind das Problem, warum nichts weitergeht - wenn sich die derzeit zwei entscheidenden Parteivorsitzenden nicht einigen können, passiert nichts: dank Klubzwang entscheiden die beiden Parteivorsitzenden über eine Gesetzesvorlage und nicht die Parlamentarier. Das Aushandeln zwischen den Parteien würde wohl zu besseren Ergebnissen führen, wenn sich die Parteivorsitzenden ihrer Sache nicht so sicher sein könnten und alle Meinungen im Parlament in die Gesetzesvorlage einbeziehen müssten.

4. Abgeordnete mit starker Wählerunterstützung bedeuten nicht die Abschaffung der Parteien, sondern eine Stärkung der Demokratie, d.h. mehr Mitwirkung der Bürger durch stärkeren Einfluss.

5. Und sollte jemand nicht in der Lage sein, mit potentiellen Wählern vernünftig zu kommunizieren (nein, es geht nicht um das völlig verblödete dauernde Auftauchen in irgendwelchen Unterhaltungsblättern und -sendungen mit irgendwelchen dummen Stehsätzen), dann hat er oder sie eh besser nichts im Parlament (bzw. Gemeinderat etc.) verloren. Sorry!

sab - 3. Mär, 12:30

klubzwang usw

danke sie geben mir gelegenheit auch dazu nochmal stellung zu beziehen.(zu2)
in meinen augen gibt es den klubzwang nicht. ich erlebe das so: wenn es interne debatten über bestimmte wichtige abstimmungen gibt, werden argumente ausgetauscht. bei einigen fragen gibt es unterschiedliche sichtweisen und dann tendenzen je nach mehrheiten, wie der klub abstimmt . es macht natürlich kein gutes bild, wenn der klub nie einheitlich agiert, denn dann wird man nicht mehr als team/ partei wahrgenommen und schwächt seinen standpunkt, bzw. bei verhandlungen mit den anderen parteien ist man auch nicht stark genug- also sucht man konsen im klub. sollte das nicht möglich sein, gibt es zumindest bei uns die möglichkeit eine abstimmung freizugeben. in jedem fall steht es aber jeder/m mandatarIn frei nach ihrem gewissen zu entscheiden. so halte ich das auch. ich könnte mir nicht vorstellen gegen mein gewissen abzustimmen und muss dann halt auch in kauf nehmen, dass das von der "partei" anders gesehen wird und es vielleicht konsequenzen gibt. in wirklich wichtigen fragen wäre es das jedenfalls wert und man müsste sich einen aneren job suchen. so what? politikerInnen die ewig in der politik sind, will ja eh niemand ( ausser viele politikerInnen selbst) der fall posch der spö beispielsweise: parteipolitische säuberung würde ich das nicht nennen. posch ist seinem gewissen treu geblieben und die spö hat sich deklariert, wie sie das asylrecht sieht. das schafft doch klarheit. auch hier muss man sich dann die frage stellen, ob es nicht letztlich besser für hrn posch ist und er eigentlich ohne spö besser leben kann.
zu1, das kann man reformieren, dazu müsste man parteien nicht abschaffen
zu2 siehe oben
zu3, aushandlungsprozesse wird es immer geben, sei es zwischen lauter einzelkämpern, oder innerhalb von parteien, die eben schon auf gewissen grundwerten verbündete sind. ich bleibe dabei, hier sind parteien viell. effizienter und ermöglichen ja auch prozesse zwischen den fraktionen.
zu4 ganz ihrer meinung, ich plädiere auch für eine reform des wahlrechts für mehr direkte demokratie
zu 5 so hatte ich das nicht gemeint, aber ich fürchte einige prominente beispiele belegen, dass diese kandidatInnen genau mit dieser strategie" völlig verblödete dauernde Auftauchen in irgendwelchen Unterhaltungsblättern und -sendungen mit irgendwelchen dummen Stehsätzen es sehr wohl auch heute schon in diverse gemeinderäte und ins parlament geschafft haben,...
Bernd (Gast) - 26. Feb, 16:06

Danke Sabine

Ich seh das ganz genauso. Wer dem reinen Personenkult (in weiterer Konsequenz dann auch dem Klientilismus) das Wort redet, braucht sich im Nachhinein nicht zu wundern, wenn sich die Demokratie in ihre atomaren Bestandteile - partikuläre Meinungen und Interessen - auflöst oder schlicht lähmt. Ein Kombipack kann funktionieren und unsere Demokratie auch ev. lebendiger machen, wenngleich ich da so meine Zweifel hab in Österreich. Jörg, schau oba ...
Griechenland führt - was Personenwahlrecht und Klientlismus anlangt - diesbezüglich die mir bekannte Negativhitliste an (das Land "steht" auf nationaler Ebene , und! steckt im kleinräumigen Korruptionssumpf fest: rien ne va plus), wie es in UK und USA mit dem starken Persönlichkeitswahlrecht genau funktioniert, weiß ich nicht im Detail. Sicher aber ist eines, wenns nicht zum puren Populismus selbsternannter Retter (zB. HPM und ähnliche tolle Leute) bzw. zum (wirtschaftlich gesteuerten) Lobbyismus ausarten soll, müssen die übergeordnet politischen Strukturen entsprechend stark (und funktional) sein. In diesem Zusammenhang seh ich Dein Argument des "Kräfte Bündelns" als ganz besonders wichtig und richtig.

Übrigens: Der Politikwissenschafter Crouch ("Postdemokratie) kommt demnächst (5.3. in der Kontrollbank, Reitersaal) nach Wien zu einer Podiumsdiskussion und wird dort (ich glaub mit R. MIsik) genau zu dem Aspekt der durch Lobbys - jetzt schon - ausgelaugten Demokratie was erzählen.
LG Bernd

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