as (Gast) - 14. Okt, 18:21

Positionierung

Sabine, Du sitzt seit vielen Jahren im Gemeinderat und kennst daher die Mandatare der anderen Parteien und das, was sie tun, aus nächster Nähe. Wir, die einfachen Menschen dieser Stadt, und wohl auch die Mehrzahl der Journalistinnen bekommen kaum etwas davon mit, da unser Abstand groß ist und unser Interesse in der Regel peripher.

Und hier kommt die Positionierung einer Partei ins Spiel. Die Grünen sind die Partei mit der Umweltkompetenz und die ÖVP ist die Partei mit der Wirtschaftskompetenz. Diese Bilder entstehen und setzen sich in den Köpfen der mäßig interessierten Menschen langsam fest, indem sie über einen langen Zeitraum Variationen des selben Bildes ausgesetzt werden.

Entsprechend schwer ist es, von diesen Bildern wieder los zu kommen. So ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass die aktuelle Realität wenig mit dem Bild in unserem Kopf übereinstimmt und wir unsere Entscheidung auf Basis des falschen Bildes treffen (Wahlentscheidung, Beurteilung der Vorzüge einer bestimmten Koalition).

Für dich ist die Diskrepanz im vorliegenden Fall augenscheinlich, für uns jedoch nicht (abgesehen davon, dass ich jetzt deinen Artikel gelesen habe, dir vertraue und daher auch als wahr akzeptiere, was du sagst).

Zurück zur Positionierung, zum Kampf um den Platz in den Köpfen der mäßig interessierten Menschen (die gewaltige Mehrheit): Wenn die Grünen ständig zu allem und jedem etwas sagen, dann verwirren und überfordern sie die Menschen. Ihre Positionierung als Umweltpartei, mühsam über die Jahre aufgebaut, wird verwaschen und verliert sich. Niemand weiß mehr so richtig, wofür ihr wirklich steht und wo eure Kompetenz ist. Konzentration auf das Kernthema und ständig wiederholte Variationen zu diesem Thema stärken eure Position. Dann gehört das Thema euch und niemand kann es euch wieder wegnehmen.

Nach genau dem selben Schema funktioniert die Neupositionierung eines Gegners. Wann immer ihr über die ÖVP redet, betont ihr, dass sie nicht die Interessen der Klein- und Mittelbetriebe vertreten, sondern von Raiffeisen und anderen Großkonzernen wie Hunde an der Leine herumgeführt werden.

Konzentration auf ein Schwerpunktthema und ständig variierte Wiederholungen sind der Schlüssel zum Erfolg. Und ich wünsch mir nichts mehr als euren Erfolg, denn ich möchte, dass meine Wahlstimme Gewicht hat.

TK (Gast) - 21. Okt, 12:52

Ein einziges Thema reicht nicht - das Spektrum der Themen, die von den Grünen hauptsächlich angesprochen werden, ist gut. Diese Themen bei den Bürgern nicht nur "anzubringen" sondern auch mit den Grünen zu konnotieren, ist extrem schwierig. Und deswegen gelingt es nicht bei Wahlen stärker zu reüssieren. Dort wo dieses gelingt (7.Bezirk), kommen auch die Erfolge, wenn man nicht in selbstvernichtender Art (8.Bezierk)agiert.
Die Gefahr ist ja viel mehr, daß die Kernthemen in verwässerter Art auch von anderen besetzt werden, wie es beim Umweltschutz geschieht.
Also: An den wesentlichen grünen Themen dranbleiben - dann wird es auch besser gelingen, daß die Wähler grün stimmen.

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